Der einsame Kampf gegen die Lügen

Masterarbeit über Faktenchecker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz

Die Lüge mag so alt sein wie die Menschheit, ihre Spielarten verändern sich allerdings immer wieder aufs Neue – und damit auch der Kampf gegen sie. Mit ihrer ausgezeichneten Masterarbeit "Rufer in der Wüste oder Retter der Demokratie? Ziele, Methoden und Wirkungen von Faktencheckern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz" an der Leipzig School of Media hat Claudia Schlup den Blick auf die tägliche Praxis im Ringen um die Wahrheit gerichtet.

Am Morgen des 21. Januars 2017 residierte in Washington seit gut 24 Stunden ein neuer US-Präsident, der die Berichte über die geringe Besucherzahl während seiner Amtseinführung als Lügen und Propaganda von linken Massenmedien bezeichnete. Mehr als 6.000 Kilometer weiter östlich saß Claudia Schlup in Leipzig. Sie verfolgte die Nachrichten auf ihrem Laptop und begegnete dabei jenem Thema, das sie in den nächsten Monaten beschäftigen würde: Den Fake News.

"Mich hat die Geschichte des Begriffs und seine zunehmende Verankerung in der öffentlichen Kommunikation sehr interessiert. Bei der Recherche habe ich dann gemerkt, dass es zum Thema Fake News vergleichsweise wenig wissenschaftliche Publikationen gab. So kam ich dann letztlich auf das Thema meiner Masterarbeit", erzählt Claudia Schlup.

Fake News - Herausforderung für die Demokratie

Dabei fand die Schweizerin, die als Chefin vom Dienst beim Radiosender SRF1 arbeitet, heraus, dass das Copyright für Fake-News keineswegs bei Donald Trump liegt. In der angelsächsischen Öffentlichkeit tauchte der Begriff bereits im 19. Jahrhundert auf. Damals bezog er sich allerdings auf die klassischen Zeitungsenten. In den deutschen Sprachraum gelangte er ab 2014 mit dem Aufkommen von Social Media. Seitdem sorgen Fake News nicht zuletzt bei den seriösen Medien, die bislang das Nachrichten-Monopol hatten, für Verunsicherung.

Faktenfinder in der Wüste

"Ich habe im Rahmen meiner Masterarbeit fünf Interviews mit Journalisten bzw. Faktencheckern geführt und die haben Fake News nicht nur als lästig, sondern als Plage unserer Zeit und als große Gefahr für die Demokratie empfunden", so Schlup.

Doch so groß das Problem ist, so vergleichsweise klein ist die Zahl derer, die sich dem Kampf gegen die Lüge hauptberuflich widmen. "In Deutschland arbeiten schätzungsweise keine 50 Menschen hauptberuflich als Faktenchecker, wobei ich diese Zahl wirklich nur sehr grob schätzen kann", sagt Schlup. "Angesichts der Flut von Falschmeldungen stehen diese Leute nüchtern betrachtet auf verlorenem Posten", bilanziert die Schweizerin.

"Ich habe auch die Faktenfinder von der ARD besucht. Dort bestand das Team aus gerade einmal zwei Personen. Die fehlenden wirtschaftlichen Ressourcen, die gegen Fake News verwendet werden, bestätigen also eher das Bild des Rufers in der Wüste."

Soziale Medien – das Spielfeld der Lüge?

Wovon die interviewten Journalisten angesichts der scheinbaren Aussichtslosigkeit im Kampf gegen die Lügen aber auch reden, ist Pflichtgefühl. Es geht ihnen ganz einfach darum, die Fakten ans Licht zu bringen – das klassische journalistische Selbstverständnis also. Aber wie beurteilt Claudia Schlup nach gut zwei Jahren, nach all den eingehenden Gesprächen und vertieften Recherchen und einer mit 1,7 benoteten Masterarbeit später das Phänomen der Fake News und deren liebstes Spielfeld – die sozialen Medien?

"Ich sehe die sozialen Medien und ihren Konsum sehr kritisch und gebe viel weniger von mir preis. Zugleich beobachte ich aber sehr aufmerksam und kritisch, was vor sich geht. Denn das Phänomen der Fake News wird bleiben – und mit ihnen der Kampf um die Wahrheit".

"Rufer in der Wüste oder Retter der Demokratie? Ziele, Methoden und Wirkungen von Faktencheckern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz", Masterarbeit von Claudia Schlup im berufsbegleitenden Masterstudiengang New Media Journalism an der Leipzig School of Media.

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