TH!NK ABOUT IT #3 - Zur digitalen Transformation sächsischer KMU

Immer wieder und wieder dieses eine Wort: „Digitalisierung“

 

Dass unsere Arbeitswelt im Umbruch ist, wurde spätestens mit der Pandemie und dem Lockdown jedem klar. Die Corona-Krise ist bereits mehrfach als Katalysator der Digitalisierung beschrieben worden. Und die Krise hat eindeutig gezeigt, dass Digitalisierung ganz wesentlich für den Geschäftserfolg mittelständischer Unternehmen ist. Doch was bedeutet Digitalisierung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU ) eigentlich genau – und was nicht? Und wie stark oder gering digitalisiert ist die mittelständische Wirtschaft in Sachsen im bundesweiten sowie internationalen Vergleich?

Die HHL Leipzig Graduate School of Management hat dazu im Herbst 2019 eine Studie veröffentlicht, die sowohl auf die Relevanz der Digitalen Transformation für KMU im Allgemeinen als auch auf den Status Quo, die Bedarfe und Ableitungen in und für Sachsen eingeht. Klar wird mir gleich zu Beginn dieser Lektüre: In Sachsen herrscht bedingt durch eine problematische Nachfolgesituation ein Investitionsstau bei den KMU und das hemmt die digitale Transformation hierzulande gewaltig. Im bundesweiten Vergleich steht die sächsische mittelständische Wirtschaft beim Digitalisierungslevel also nicht besonders gut da. Und damit einher geht ein unvermeidbarer Verlust an Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftskraft – keine guten Voraussetzungen also, schon gar nicht in Pandemiezeiten. Die Studie kommt aber auch zu dem Schluss, dass gerade die stark mittelständisch geprägte Wirtschaftsstruktur in Sachsen beste Voraussetzungen bietet, sich proaktiv mit neuen Technologien auseinander zu setzen und neue Zusammenarbeits- und Geschäftsmodelle zu nutzen. Das klingt für mich spannend – wie könnte das genau aussehen?

Digitale Transformation – besonders für KMU enorm wichtig

 

Der Freistaat Sachsen steht durch den Rückgang der Braunkohleindustrie und der damit zusammenhängenden Branchen am Anfang eines gewaltigen Strukturwandels. Hier werden große Arbeitskapazitäten frei und diese müssen unbedingt für die Wachstumsfelder der Zukunft genutzt werden. Doch wie kann das gelingen? Durch staatlich aufgezwungene, großflächige Umschulungsmaßnahmen? Sicher nicht. Die KMU im Freistaat müssen die Herausforderungen und insbesondere die Chancen der digitalen Transformation erkennen, verstehen und für sich anpacken. Nur so kann der Strukturwandel gelingen und die Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftskraft Sachsens nachhaltig gestärkt werden.

Nun fragen wir uns: Was sind denn das für Herausforderungen und Chancen der digitalen Transformation für mittelständische Unternehmen? Einerseits verändern sich die Kunden und ihr Nachfrageverhalten. Durch mobile Endgeräte können Bedarfe fast überall und jederzeit online gedeckt werden – sofern die Anbieter der gesuchten Produkte oder Dienstleistungen hierauf vorbereitet sind. Zudem steigt auch die Nachfrage nach digitalen und digitalisierten Produkten an sich. Geschäftsmodelle verändern sich durch digitale Innovationen und bisherige Branchengrenzen verschwimmen zunehmend. Wer hier Schritt halten will, muss sich also stetig erneuern. Doch hier geraten KMU mit ihren limitierten Ressourcen schnell an ihre Grenzen.

Was bei Konzernen und in Großunternehmen zum Standard gehört – definierte Innovationsstrategien und Innovationsmanagement als dauerhaft installierte Abteilung oder Bereich – ist für die meisten KMU nicht denkbar. Andererseits kann und muss sich auch das Unternehmen selbst digitalisieren. Dazu gehört es, neue Technologien zu identifizieren und in die internen Prozesse zu integrieren, aber genauso gehören dazu auch veränderte Qualifikationsanforderungen an die Mitarbeiter. Und bei den hard facts (Berufsabschlüsse, Zertifizierungen, konkrete Software-Kenntnisse usw.) hört es nicht auf. Es geht heutzutage immer vordergründiger um das so genannte Mindset und Kompetenzen in der agilen und interdisziplinären Zusammenarbeit. Und dann bleibt da noch das zuvor schon angesprochene Sonderproblem des sächsischen Mittelstands, dass sich ein Großteil der Unternehmer*innen in einer Nachfolgesituation befindet.

Was fehlt? Eine Digitalstrategie!

 

Die Studie zur Digitalisierung im sächsischen Mittelstand benennt als zentrales Werkzeug die Entwicklung einer Digitalstrategie und teilt diese in vier Dimensionen unternehmerischen Handelns auf:

  • Virtualisierung und Automatisierung betrieblicher Prozesse,
  • Digitalisierung von Produkten,
  • Digitale Vernetzung der Wertschöpfung und horizontaler und vertikaler Ebene sowie
  • Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle – die „Königsdisziplin“ der Digitalisierung.

Zusammenfassend kommen die Autor*innen der Studie zu dem Schluss, dass jedes einzelne Unternehmen die individuelle Digitalisierung auf diesen vier Dimensionen evaluieren und massiv vorantreiben müsse, um die Chancen der digitalen Transformation zu nutzen und ihren Herausforderungen gewachsen zu sein. Klingt nachvollziehbar. Doch mit dieser großen Aufgabe stehen die KMU nun ganz alleine da?

Da hilft nur eine Taskforce!

 

Wie können KMU sinnvoll beraten und in der Umsetzung ihrer Projekte begleitet werden? Und wie können erfahrene Trainer*innen und Coaches ihr Wissen dafür bestmöglich bündeln? Im Rahmen des von den Sächsischen Mitmachfonds* geförderten Projekts „Think- & Do-Tank Digital KMU“ will die Leipzig School of Media das Thema größer denken. Beim ersten von zwei geplanten Terminen, dem Think-Tank, soll am 18. September eine Taskforce aus erfahrenen Trainer*innen und Coaches zusammengestellt werden, die Unternehmer*innen und ihre Teams zukunftsfähiger und innovationsstärker macht. Eine Taskforce, die langfristig wirksam wird, weil sie interdisziplinär aufgestellt ist. Im zweiten Schritt, dem Do-Tank, wird die Taskforce am 13. Oktober erste Herausforderungen mit Vertreter*innen von KMU erläutern und Lösungsansätze für passende Trainings- und Beratungsformat entwickeln. Ich bin wirklich sehr gespannt auf die Taskforce und ihre ersten Pilotprojekte und freue mich sehr darauf, dieses Projekt in den nächsten Wochen hautnah zu begleiten!

* Der Ideenwettbewerb Sächsische Mitmach-Fonds wurde von der Sächsischen Staatsregierung initiiert. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushalts.

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