Interview mit Katrin Wolf, Trainerin im Seminar „SEO für ChatGPT & Co. – Sichtbar in der KI-Suche“
ChatGPT, Google SGE & Co. verändern die Spielregeln der Online-Sichtbarkeit. Klassische SEO reicht nicht mehr aus. Wer in KI-generierten Antworten erscheinen will, braucht neue Strategien. Im Interview erklärt unsere Trainerin Katrin Wolf, warum Generative Engine Optimization (GEO) jetzt unverzichtbar wird, welche Fehler Unternehmen vermeiden sollten und welche ersten Schritte Marketer sofort umsetzen können.
LSoM: Viele Marketer setzen heute schon auf klassische SEO. Warum reicht das künftig nicht mehr aus?
KW: Klassische SEO ist nach wie vor wichtig. Ohne saubere Technik, gute Inhalte und eine klare Struktur funktioniert es nicht. KI-Suchsysteme wie ChatGPT oder Google SGE funktionieren jedoch anders. Sie zeigen nicht mehr einfach eine Linkliste, sondern geben Antworten. Damit Ihre Inhalte darin auftauchen, müssen sie maschinenfreundlich geschrieben sein: klar, prägnant und so, dass KI sie leicht versteht. Es reicht also nicht mehr aus, nur Keywords zu platzieren. Zusätzlich ist der Blick auf die KI-Sichtbarkeit erforderlich.
LSoM: Was bedeutet es eigentlich, „in KI-Antworten sichtbar zu werden“ und warum ist das für Unternehmen entscheidend?
KW: Sichtbar in KI-Antworten zu sein, bedeutet, dass Ihre Inhalte als Quelle in generierten Antworten auftauchen. Das ist entscheidend, da Nutzer:innen ihre Fragen zunehmend direkt an KI-Suchsysteme wie ChatGPT, Google AI Overviews, Bing Copilot oder Perplexity stellen.
In diesen Antworten erscheinen nur wenige ausgewählte Quellen. Wenn Ihr Unternehmen dort genannt wird, gewinnen Sie Reichweite, Sichtbarkeit und Autorität. Wenn Sie hingegen nicht vertreten sind, nehmen potenzielle Kund:innen nur die Konkurrenz wahr, selbst wenn Sie die bessere Lösung anbieten.
LSoM: Sie sprechen im Seminar von Generative Engine Optimization (GEO). Was steckt dahinter?
KW: GEO ist im Grunde das Update zur klassischen SEO. Während SEO auf Rankings in Google abzielt, geht es bei GEO darum, Inhalte so aufzubereiten, dass sie in KI-generierten Antworten landen können. GEO bedeutet: Inhalte klar strukturieren, Entitäten sichtbar machen, Belege und Quellen nutzen und Formate wie FAQs oder Schritt-für-Schritt-Erklärungen einbauen. GEO ergänzt SEO, es ersetzt sie nicht.
LSoM: Welche Rolle spielen Begriffe wie Entitäten, Chunking oder RAG-Logik und wie können Marketer diese Konzepte praktisch nutzen?
KW: Diese Begriffe klingen technisch, sind aber sehr praxisnah:
- Entitäten sind eindeutige Bedeutungen wie „Berlin“ (Ort) oder „ADHS“ (medizinischer Begriff). Wenn Sie sie klar benennen, versteht KI Ihre Texte besser.
- Chunking bedeutet: Texte in kleine, abgeschlossene Abschnitte aufteilen, damit KI daraus direkt zitieren kann.
- RAG-Logik beschreibt, wie KIs Inhalte live abrufen und in Antworten einbauen.
Für Marketer heißt das: Inhalte so schreiben, dass sie klar, prägnant und gut in kleine Einheiten zerlegbar sind.
LSoM: Gibt es typische Fehler, die Unternehmen aktuell noch machen, wenn es um KI-Sichtbarkeit geht?
KW: Ja, zum Beispiel, wenn Inhalte zu vage formuliert sind, statt Dinge beim Namen zu nennen. Oder wenn zu lange Fließtexte ohne klare Absätze und Überschriften geschrieben werden. Ein weiterer Fehler: Es fehlen Quellen und Belege, die Vertrauen schaffen. KI zitiert lieber Inhalte, die klar, überprüfbar und präzise sind.
LSoM: Können Sie ein Beispiel nennen, wie eine Website durch GEO tatsächlich mehr Sichtbarkeit in KI-Antworten erreicht hat und wie wichtig ist dennoch Google als Quelle?
KW: Ja, gerne: Für einen B2B-Kunden habe ich eine neue Unterseite mit klarer Struktur, prägnanten Definitionen und einem FAQ-Bereich erstellt. In der Google-Suche tauchte diese Seite im AI Overview an mindestens sechs bis acht Stellen als einzige zitierte Quelle auf. Solch eine Sichtbarkeit ist nur möglich, wenn Inhalte klar gegliedert, gut benannt und zitierfähig sind.
Trotz dieses Erfolgs bleibt Google jedoch weiterhin die dominierende Quelle für Suchen. Nach aktuellen Zahlen hält Google weltweit rund 90 % des Suchmaschinenmarktes und damit um ein Vielfaches mehr als alle KI-Suchsysteme zusammengenommen (StatCounter Global Stats).
Andere Daten zeigen: Google führt täglich mehr als 14 Milliarden Suchanfragen, während ChatGPT in der gleichen Zeit nur etwa 37,5 Millionen Suchanfragen verarbeitet. Das ist etwa 373 Mal weniger laut Search Engine Land. Persönlich finde ich diese Zahlen alle kaum realistisch vorstellbar.
Das bedeutet: GEO ist ein super Hebel für zusätzliche Sichtbarkeit speziell in KI-Antworten, aber gleichzeitig bleibt klassische SEO für Google unverzichtbar, um Reichweite und Traffic nachhaltig zu sichern.
LSoM: Was fasziniert Sie persönlich an der neuen SEO-Welt rund um KI-Suche am meisten?
KW: Mich begeistert, dass Inhalte jetzt noch stärker auf den Punkt gebracht werden müssen. Es geht nicht mehr darum, möglichst lange Texte zu schreiben, sondern Inhalte so klar zu strukturieren, dass sie für Menschen und Maschinen gleichermaßen verständlich sind. Das bringt viel Ordnung in eine Welt, die sich für viele oft nach „SEO-Chaos“ angefühlt hat.
Und trotz aller KI-Begeisterung gilt: Inhalte schreiben wir immer in erster Linie für Menschen, also für unsere Zielgruppe. Sie hat konkrete Fragen, Schmerzpunkte und Informationsbedürfnisse, die wir mit unseren Texten gezielt aufgreifen müssen. Es geht darum, Orientierung und Lösungen für diese spezifischen Probleme zu bieten und nicht nur Produktspezifikationen aufzuzählen. Gleichzeitig bauen wir mit guten Inhalten Vertrauen auf und begleiten – gerade im B2B – häufig mehrere Stakeholder über längere Entscheidungsprozesse hinweg.
LSoM: Worauf freuen Sie sich im kommenden Seminar besonders? Gibt es einen Aha-Moment, den Sie den Teilnehmern fast garantieren können?
KW: Ja, der Moment, wenn die Teilnehmer:innen merken: „Es ist gar nicht so kompliziert.“ Wenn sie sehen, dass Entitäten oder Chunking keine abstrakten Theorien sind, sondern ganz konkrete Kniffe, die sie direkt auf ihre eigene Website anwenden können. Dieser Aha-Moment macht oft den Unterschied zwischen Überforderung und Motivation.
LSoM: Wenn Sie den Lesern drei Tipps für die ersten Schritte Richtung KI-Sichtbarkeit geben müssten, welche wären das?
1. Basis prüfen: Ohne saubere SEO-Grundlagen (Technik, Keywords, Struktur) geht es nicht.
2. Entitäten sichtbar machen: Benennen Sie Dinge eindeutig, statt vage zu formulieren.
3. Antworten klar geben: Schreiben Sie Inhalte so, dass sie kurz, prägnant und zitierbar sind, zum Beispiel in Frage-Antwort-Formaten, und definieren Sie abstrakte Begriffe.
Vielen Dank für das Interview!
Katrin Wolf
SEO-Coaching & SEO-Sparringspartner
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