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Datenjournalismus – Wie Big Data den Journalismus verändert

von | 17.Februar 2022 | Allgemein

Die Masse an weltweit verfügbaren Daten ist kaum zu begreifen und wächst stetig weiter. Im Jahr 2018 lag das Volumen der jährlich generierten digitalen Daten bei circa 33 Zettabyte. Zur besseren Visualisierung: Das sind 33.000.000.000.000.000.000.000 Byte. Laut einer Prognose von Statista ist davon auszugehen, dass diese Datenmassen bis zum Jahr 2025 auf 175 Zettabyte ansteigen werden. 

Für die journalistische Arbeit bedeutet dies vor allem: 

  • Das Schöpfen neuer, relevanter Informationen aus digitalen Daten 
  • Erkennen neuer Sinnzusammenhänge zwischen Daten
  • Interaktive und multimediale Darstellungsformen
  • Visualisierung der Daten, die weit über klassische Infografiken hinaus geht

Während der COVID-19-Pandemie erlebt datenbasierter Journalismus eine neue Hochzeit. Noch nie war es so wichtig, hochkomplexe Daten dauerhaft für die Gesamtbevölkerung verständlich zu machen. Doch auch darüber hinaus verändert Datenjournalismus den redaktionellen Alltag zusehends.  

Was ist Datenjournalismus?


Alexander Benjamin Howard beschreibt Datenjournalismus in seinem Paper „The Art and Science of Data-Driven Journalism“ an der Columbia University wie folgt:  

„The Internet, cloud computing, agile development, mobile devices, and open source software have transformed the practice of journalism, leading to the emergence of a new term: data journalism.”

Es lässt sich also sagen: Datenjournalismus ist ein Ansatz der journalistischen Arbeit, welcher Techniken aus verschiedenen Disziplinen vereint: Journalismus, Statistik, Datenwissenschaft und Datenvisualisierung. Alles zusammen dient dem Zweck, anhand von Daten eine Geschichte aufzuspüren und über ein bestimmtes Thema zu erzählen. Dabei sind das Sammeln, Analysieren, Visualisieren und Veröffentlichen elementare Techniken. 

Warum Datenjournalismus wichtig ist


Der Zugang zu Daten und deren Aufbereitung ist in erster Linie ein gesamtgesellschaftliches Anliegen. Unser Trainer im Workshop „Datenjournalismus“, der freie Datenjournalist Björn Schwentker, sagt dazu: 

„Wer die Daten kontrolliert, hat die Macht. Wir brauchen einen Journalismus, der diese Macht demokratisiert.“

Für den modernen Journalismus reicht es heute nicht mehr, nur gut schreiben zu können. Für eine umfassende und aktuelle Berichterstattung ist es essentiell, zu wissen, wo relevante Daten recherchiert werden können und wie diese zu verstehen und aufzubereiten sind. Björn Schwentker fasst diese Notwendigkeit wie folgt zusammen: 

„Die Menschen wollen, dass wir ihnen helfen, die immer komplexere Welt zu verstehen. Dazu müssen wir bessere Erklärer werden – auch mit Daten(visualisierungen).“

Wie dies auf eine gute und anschauliche Art möglich ist, zeigt bspw. der im März 2020 veröffentlichte Artikel „Why outbreaks like coronavirus spread exponentially, and how to flatten the curve“ der Washington Post, der heute zu einem der meist geklickten und geteilten Artikel der Zeitung gehört. Und auch die Nachrichtenagentur Reuters verzeichnet mit seinem Projekt „Reuters Graphics“ einen massiven Erfolg.  

Vertrauen und Glaubwürdigkeit


Bei der unüberschaubaren Masse an weltweit verfügbaren Daten fungieren Journalist:innen auch heute noch als wichtigste Gatekeeper. Sie entschieden, welche Daten und Informationen der Gesellschaft präsentiert werden. Anders als in der Wissenschaft, sind die Quellen und Methoden im Journalismus nicht immer nachvollziehbar – der dauerhafte Aufbau von Glaubwürdigkeit ist jedoch unumgänglich. Das verfügbar machen von Originaldaten schafft Vertrauen und macht Informationen prüfbar. 

Als Best Practice Beispiel gilt hier The Economist. Im Git Hub werden sämtliche Daten und Tool frei zugänglich zur Verfügung gestellt.

Es geht nicht mehr ohne Datenjournalismus


Die Entwicklung und der Aufstieg des Datenjournalismus zeigen: Menschen neigen dazu, gut aufbereitete Daten zu konsumieren, um aktuelle Situationen zu verstehen und ihr Wissen dazu vertiefen zu können. Das Verschwinden von gedruckten Presseerzeugnissen und der rein textbasierten journalistischen Arbeit lässt zudem schlussfolgern: Wir steuern unumgänglich auf einen datengesteuerten Journalismus zu, bei dem Auswahl, Auswertung und Visualisierung von Daten die essentiellen Elemente sind. Wie immer im Journalismus, gilt auch hier: Diesen Anforderungen können Journalist:innen nur durch das richtige Handwerkszeug gerecht werden. 

In unserem 4-tägigen Workshop „Datenjournalismus“ lernen Sie nicht nur, wo und wie Sie Daten effizient recherchieren, sondern auch, wie Sie somit die Tiefe und Qualität Ihrer Berichte steigern können.