Routinen für eine erfolgreiche journalistische Recherche

Recherchieren heißt in erster Linie, Fragen zu stellen und sich auf die Suche nach Antworten zu begeben. Vor allem in Zeiten von Fake News, Trollen und Social Bots ist das Bedürfnis nach hochwertigen und vertrauenswürdigen journalistischen Inhalten hoch und bereits bei der Themenrecherche ist Sorgfalt gefragt. Zu wissen, wie man tiefergehende Recherchen durchführt, ist eine entscheidende Fähigkeit für Journalist:innen. Und sie ist ein Handwerk, welches man erlernen kann und das mit der Etablierung von Gewohnheiten an Qualität gewinnt. Eine Routine bei der Informationsbeschaffung sorgt demnach für journalistische Sorgfalt. 

Wir haben die wichtigsten Routinen für Sie zusammengetragen.


Planung und Dokumentation

Organisation ist ein wesentlicher Bestandteil einer effektiven Recherchestrategie. Dokumentieren Sie Ihre Strategie und Ihre Suchen kontinuierlich und gehen Sie dabei sorgfältig vor. Dies wird Sie davor bewahren, immer wieder auf dieselben Quellen zu stoßen und ineffektive Begriffe zu verwenden. Zudem können Sie so den Erfolg oder Misserfolg Ihrer Recherchestrategie beurteilen – bereits während Sie den Prozess durchlaufen. 

Präzisieren

Im nächsten Schritt sollten Sie Ihr Thema klar und präzise formulieren, denn eine gute Recherche beginnt mit einem spezifischen Fokus. Vor allem auf Ihre Kernaussagen sollten Sie in diesem Schritt schon den Fokus legen und diese so klar wie möglich eingrenzen und benennen. So vermeiden Sie, Ihre Recherche in zu weitläufige Themenbereiche auszuweiten und können sich auf das wesentliche konzentrieren. 

Recherchieren Sie Hintergrundinformationen

Wenn Sie durch die ersten beiden Schritte ein gutes Grundverständnis für Ihr Thema aufgebaut haben, geht es an die Recherche der Hintergrundinformationen. Dies wird Sie mit dem "Wer" und "Wann" des Themas versorgen. Außerdem erhalten Sie dadurch einen breiteren Kontext sowie die wichtige Terminologie.

Hervorragende Quellen für Hintergrundinformationen sind fachspezifische Enzyklopädien, Bücher und wissenschaftliche Artikel sowie die Websites von Organisationen. Sie sollten immer mehr als eine Quelle zu Rate ziehen, damit Sie sie auf Genauigkeit und Voreingenommenheit vergleichen können.

Relevanz der Informationen

Welche Informationen brauchen Sie, um Ihre Geschichte zu schreiben? Eine Möglichkeit, dies zu bestimmen, besteht darin, Ihr Gesamtthema in eine Liste von Fragen zu verwandeln, die beantwortet werden müssen. Dies wird Ihnen helfen, die Art und den Umfang der benötigten Informationen zu bestimmen. Bereits an dieser Stelle werden Sie Ihre vorab recherchierten Hintergrundinformationen clustern, einteilen und wenn nötig ausdünnen können.

Webrecherche und Schlüsselwörter

Legen Sie nun fest, welche Begriffe Sie für Ihre Recherche im Internet nutzen möchten. Eine Möglichkeit, damit zu beginnen, ist, die wichtigsten Wörter und Phrasen aus den im vorherigen Schritt erstellten Fragen zu extrahieren. Als nächstes denken Sie über alternative Wörter und Ausdrücke nach, die Sie verwenden könnten. Denken Sie immer daran, dass verschiedene Personen über dasselbe Thema auf unterschiedliche Weise schreiben oder sprechen können. 

Neben Suchmaschinen kann auch die Nutzung von Google Alerts und Google Trends hilfreich sein. Auch die erweiterte Websitesuche von Google ist ein nützliches Tool für die Recherche. Ebenso sollte Sie je nach Themengebiet die sozialen Netzwerke, Formen, Blogs und Gruppen mit einbeziehen. 

Bewerten Sie die gefundenen Informationsquellen

Da Sie nur Informationen aus den zuverlässigsten und geeignetsten Quellen haben wollen, sollten Sie Ihre Ergebnisse immer auswerten. Dabei können Sie die sechs W's des Journalismus anwenden:

  • Wer: Wer ist der Autor und was sind seine/ihre Referenzen in diesem Thema?
  • Was: Ist das Material primärer oder sekundärer Natur?
  • Wo: Gilt der Herausgeber oder die Organisation hinter der Quelle als seriös? Erscheint die Website seriös?
  • Wann: Ist die Quelle aktuell oder deckt sie den richtigen Zeitraum für Ihr Thema ab?
  • Warum: Ist die Meinung oder Voreingenommenheit des Autors offensichtlich und kann sie berücksichtigt werden?
  • Wie: Ist die Quelle auf dem richtigen Niveau für Ihre Bedürfnisse geschrieben? Ist die Recherche gut dokumentiert?

Finale Bewertung und Analyse der Recherche

Waren Sie in der Lage, die benötigten Informationen zu finden? Wenn ja, geht es nun an das Verfassen Ihres Artikels.

Wenn nicht, ist es an der Zeit zu analysieren, warum dem so ist. Möglicherweise gibt es bessere Quellen oder andere Schlüsselwörter, die Sie hätten ausprobieren können. Zusätzliche Hintergrundinformationen könnten Ihnen andere Begriffe und Ansätze liefern, die Sie verwenden können. Es ist auch möglich, dass die Informationen, die Sie benötigen, in der Form einfach nicht verfügbar sind. Dann kann es hilfreich sein, Dritte um Hilfe zu bitten, z.B. Experten für das Thema oder journalistische Kolleg:innen, die sich bereits mit ähnlichen Themen auseinandergesetzt haben.

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