Journalismus - Neu gedacht und noch besser gemacht

Digitalisierung, künstliche Intelligenzen, Big Data und das Zeitungssterben stellen den Journalismus vor ganz neue Herausforderungen. Doch wo sehen unsere Expert:innen neue Trends und Chancen im Journalismus? Wir haben sie gefragt und die Statements sind ebenso vielseitig wie innovativ. Aber lesen Sie selbst:

Der richtige Vibe

"Während das Metaverse weiter auf sich warten lässt, orientieren sich alle Plattformen derzeit an TikTok. Der Siegeszug von vertikalen Videos scheint unaufhaltsam. Doch TikTok ist mehr als schnellgeschnittene Videos. 
Um hier journalistisch erfolgreich zu sein, muss man die Plattformspezifika kennen. Statt Storytelling dominiert hier bisweilen einfach der richtige Vibe. Und mit einem falschen Emoji entlarvt man sich hier eben so schnell, wie beim Versuch authentisch zu sein – ohne es zu sein."

Marcus Bösch | Trainer „TikTok Marketing und Advertising“, Herausgeber des wöchentlichen Newsletters understanding-tiktok.com

Die Menschen im Fokus

"In den letzten Jahre haben sich Medienhäuser und Redaktionen auf Synergien und Metriken, Technologien und Automatisierung konzentriert. All das bleibt wichtig, aber noch wichtiger wird: der Mensch. Relevant ist diese Perspektive beim konsequenten Fokus auf die Nutzer*innen in der Content- und Formatentwicklung, in redaktionellen Workflows mit Kopf und Herz und beim Thema Mental Health von Journalist*innen."  

Barbara Maas | Journalistin, Trainerin, Coachin. barbara-maas.de

Community Management auch im Journalismus

"Weniger Agenda Setting: Journalist:innen nehmen heute eher wahr, was ihr Publikum interessiert. Medien mit gutem Community Management sind besonders erfolgreich.
Also scheint sich etwas auszuzahlen, was uralt ist – direkte Kommunikation.
Deshalb liegt ein Schwerpunkt in meinen Trainings auf dem Perspektivwechsel."

Insa van den Berg | Trainerin "Kreatives Schreiben und Arbeiten" und "Digitales Texten", Journalistin und Schreibtrainerin. www.insavandenberg.de

New Media als Chance

"Verschiedene Medien, Kanäle und Formate: Es gibt immer neue Recherche- und Ausdrucksformen zu entdecken. Als Kommunikationsexperte kann man heute sehr breit aufgestellt sein und/oder zum Spezialisten werden. Das ist anspruchsvoll, dabei bleibt der Job aber auch spannend und abwechslungsreich. Zu Grunde liegen müssen aber immer eine gute Geschichte und solides Handwerk. Ich würde mir deshalb wünschen, dass new media in den Redaktionen als Chance und nicht als Belastung gesehen wird."

Tim Gabel | Fachredakteur für Wissenschaftskommunikation und digitale Medien beim VDI Technologiezentrum

Kapazitäten bündeln

"Es ist kein Trend und auch (noch) keine Veränderung, sondern nur ein Wunsch: Die Eigentümer regional agierender Verlage wären gut beraten, Recherchekapazitäten zu bündeln so wie es etwa WDR, NDR und SZ bereits überregional/international vorleben. Was spricht dagegen, stemmten in Sachsen etwa MDR, Freie Presse und Sächsische Zeitung eine umfangreiche Recherche gemeinsam? Was ich für einen Trend kommen sehe: Dass zumindest in den nächsten Jahren vor allem die Darstellungsformen Nachricht/Bericht und Hintergrund/Report gefragt sein werden; Kommentare, Leitartikel, Essays, Betrachtungen etc. eher weniger."

Ulrich Wolf | Reporter im Team Investigativ bei Saechsische.de

Social Media und Journalismus

"Ein Trend, den ich beobachte, ist, dass es immer mehr Menschen gibt, die nicht mehr etwa die klassische gedruckte Tageszeitung in die Hand nehmen, sondern ihre Nachrichten zu einem großen Teil oder gar ausschließlich aus sozialen Netzwerken beziehen. Das ist einerseits eine Herausforderung für den Journalismus, aber auch eine Chance."

Marvin Oppong | Freier Journalist. www.oppong.eu

Die junge Zielgruppe nicht verlieren

"Journalismus steckt in einer Image-, Glaubwürdigkeits- und Geschäftsmodellkrise. Der Weg aus der Krise hinaus führt nur über Digitalisierung und tiefes Verständnis der Plattformen und Medien, auf denen die NutzerInnen zu finden sind. Besonders jüngere und ganz junge Zielgruppen entfernen sich sonst dauerhaft vom Qualitätsjournalismus, was ein herber gesellschaftlicher Verlust und ein Problem für die Demokratie ist."

Katja von der Burg | CEO - Projecter GmbH

Datenjournalismus!

"Der Journalismus wird als solcher nur erkennbar bleiben, wenn er Daten als selbstverständliche und gleichberechtigte Information zum Alltag evidenzbasierter Berichterstattung macht. Journalistinnen und Journalisten brauchen dazu das nötige Handwerkszeug. Schreiben können reicht nicht mehr.

Die Menschen wollen, dass wir ihnen helfen, die immer komplexere Welt zu verstehen. Dazu müssen wir bessere Erklärer werden - auch mit Daten(visualisierungen)." 

Björn Schwentker | Freier Datenjournalist und Trainer "Datenjournalismus" 

Auch die eigene Welt hinterfragen

"Die Offenheit für Meinungen und Ideen sind nicht nur bei Themenfindung und Ausarbeitung von Texten ein essentieller Antrieb. Mutig gedacht bedeutet es auch die eigene Arbeitswelt zu hinterfragen. Mutig gedacht bedeutet es Künstliche Intelligenz als Ergänzung des eigenen Jobs zu verstehen."

Saim Alkan | CEO AX Semantics

Kuratierung und Meinung

"Mein ganz persönlicher Trend im Konsumieren von Medienprodukten ist: Kuratierung und Meinung. Also nicht ‚Die Nachrichten‘ hören - sondern die ironisierende Diskussion einiger ausgewählte News im Podcast. Nicht die neuste Trashsendung sehen, sondern nur die besten Szenen in einem ‚React-To‘ Video. Nicht durch TikTok swipen, sondern die Cringe / Funny Compilation auf Youtube (mit kommentierenden Memes als Trenner) anschauen."

Dr. Guido Vogt | Promovierter Medienwissenschaftler und TV Journalist. Trainer "Mobile Video Producing & Digital Storytelling".

Neue Chancen durch Audio-Formate

"Die Zukunft des Journalismus ist hörbar. Audio hat in den vergangenen zwei Jahren an Bedeutung gewonnen. Überall gründen sich Podcast-Labels, Journalistinnen und Journalisten texten, moderieren und schneiden. Gerade für freie Medienschaffende ergeben sich hier neue Chancen."

Philipp Eins | EINS.STUDIO

Sie wollen mehr über die Zukunft des Journalismus lernen? Dann sind unsere journalistischen Weiterbildungen vielleicht genau das Richtige für Sie:

Workshop "Datenjournalismus"
Seminar "KI im Journalismus" 
Volontärskurs "Crossmedia"
Workshop "
Mobile Video Producing & Digital Storytelling"                                                           

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und erhalten Sie Tipps und Tricks zu kontinuierlichem Lernen, selbstermächtigende Weiterbildung und wie diese Ihrem beruflichen Erfolg nützen.